MS Albatros erreicht gegen Mittag den Hafen von Ancona. Unglaublich mit welch guter Laune und bei grandioser Stimmung wir anlegen. Am Lido Deck ist gerade der Stadl Frühschoppen in vollem Gange und es wird lautstark gesungen und geschunkelt. Denke fast, dass wir die ganze Stadt von ihrer Siesta wecken…..
Während des Frühschoppens verabschieden sich bereits Kapitän und Kreuzfahrtdirektor von den Gästen, da auf den Kurzreisen zu wenig Zeit bleibt, um einen Abschiedscocktail zu machen. Auch die Seekarte der Reise wird hier verlost. Um an der Verlosung teilnehmen zu können, sollten die Gäste an der Rezeption ein Los für EUR 5,- kaufen und der Erlös aus dieser Verlosung kommt dem „Crew Welfare“ zu Gute. Damit werden Crewmitglieder, die erkranken oder aufgrund eines tragischen Ereignissens zu Hause, unterstützt.
Gleich nach dem Anlegemanöver machen die Wolken der Sonne richtig Platz und nun kann man auch gut in einem Liegestuhl verweilen. Für heute wären einige tolle Ausflugsmöglichkeiten zur Wahl gestanden. Zum einen wäre der Ganztagesausflug nach San Marino sehr spannend gewesen aber auch der Ausflug nach Loreto mit Weinverkostung wäre nicht zu verachten gewesen. Da es unser letzter Tag ist, will ich diesen dann doch mit Mann und Tochter genießen und so haben wir uns entschieden Ancona zu erkunden.
Unter Ancona habe ich mir immer eine richtige Hafenstadt an der Adriaküste vorgestellt, mit viel Industrie und nicht wirklich sauber. Jetzt bin ich ein wenig klüger und mir hat die Stadt auch richtig gut gefallen.
Schon bei der Hafeneinfahrt war ich mehr als erstaunt, dass keine „stinkenden“ Rauchfänge von diversen Fabriken die Sicht schmälern und dass keine alten fast versunkenen Käne im Hafenbecken liegen. Vielleicht war ich in meinen Erinnerungen doch zu nostalgisch. Nein, es war wirklich schön, man hat einen herrlichen Blick auf die Kathedrale „San Ciriaco“, die sehr dominant über dem Hafen liegt, die Stadt wirkt wirklich ruhig, nicht mal der Straßenverkehr verläuft nach italienischen Ambiente. Die Einzigen, die Krach durch Gesang machen, sind die Gäste an Bord und das auch nur kurzzeitig, denn sobald das Schiff fest ist, wollen ja alle schnell raus.
So auch wir und wir haben geplant eine Pizza zu essen und ein wenig Shoppen, so nach dem Motto “ Italien genießen“, upps das machen wir ja eh schon ganze Zeit – vor allem Essen.
Vom Hafen in das Zentrum von Ancona ist es lediglich ein kurzer Spaziergang und dieser ist in der noch immer wärmenden Herbstsonne sehr angenehm. Die Temperaturen liegen so bei 18 Grad, aber im Schatten ist es dennoch kühl.
Also mit den kleinen Läden in denen man Käse, Prosciutto, Pesto, Olivenöl usw. kaufen oder auch eine Kleinigkeit essen kann, sind einfach der Hammer und unglaublich verführerisch. Die Köstlichkeiten, die wir durch das Schaufenster sehen, schicken uns in den Gourmethimmel. Natürlich müssen wir da hinein und ein wenig Rohschinken mit Käse und etwas Vino verkosten.
Ich kann euch sagen, diese Salami war schon extrem gut, wir wollen es aber nicht übertreiben, da wir ja auch noch Lunch beim „Italiener“ haben möchten.
Das Zentrum von Ancona ist sehr übersichtlich und nicht sehr groß. Es gibt nette Stores in jedem Preissegment. Wir arbeiten uns durch ein paar Shops, kaufen dann für den Kapitän schwarze Uniformschuhe – wohlgemerkt für die Galauniform und nicht für die am Tag. Ein wenig fällt für mich auch ab und auf Empfehlung der netten Schuhverkäuferin finden wir eine nette Pizzeria.
Dieses Lokal ist anscheinend sehr beliebt in Ancona, da es total voll war, aber das ist ja auch ein gutes Zeichen. Glück haben wir auch und so bekommen wir einen Sitzplatz in guter Lage. Der Service ist freundlich und vor allem schnell. Kaum bestellt steht die Pizza auch schon auf dem Tisch. Hier gibt es übrigens auch kostenfreies WLAN!
Diese Pizza war einfach super lecker und wer jetzt sagt, dass die Italiener keine ordentliche Pizza hinbekommen, der war bisher wirklich im falschen Lokal.
Bei meinen sehr, sehr vielen Italienbesuchen hatte ich erst ein einziges Mal eine wirklich schlechte, ungenießbare Pizza erhalten. Bin aber wieder versöhnt und ein kleines Restrisiko bleibt immer.
Nach dem Essen muss auch noch ein kleiner Espresso her und auch das können die Italiener richtig gut. Keine Ahnung was die machen, aber der Kaffee ist immer gut. Schade, dass fast alle Lokale und Geschäfte am Nachmittag für 3-4 Stunden schließen und erst wieder gegen 17:00 aufmachen. Eigentlich sind wir sehr zufrieden mit unserer Ausbeute an Nahrung und Shopping. Kultur ist heute nachrangig gewesen aber es war ein sehr schöner familiärer Tag.
Ancona ist sicherlich einen Besuch wert, das Stadtbild ist richtig von italienischem Flair gezeichnet und im Zentrum spaziert man durch schmale Gässchen und findet sich auf mittelgroßen Plätzen wieder. Die Bewohner hier scheinen eher zurückhaltend zu sein, mir fehlt ein wenig italienisches Charisma.
Schön langsam wird es Abend und wir machen uns auf den Weg zurück zum Schiff. Für uns bricht der letzte Abend an Bord von MS Albatros an. Zu schnell ist die Zeit an Bord vergangen und morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen von der „weißen Lady“, einer unglaublich bemühten Besatzung und von liebgewonnen Menschen.
Da es aber ganz sicher nicht meine letzte Reise ist, fällt der Abschied dann vielleicht doch nicht so schwer.
Mich haben diese November/Dezember-Reisen in den Süden immer angesprochen, aber ich dachte, dass das Wetter zu dieser Zeit zu schlecht für eine Kreuzfahrt ist. Der sichtbare blaue Himmel hat mich jetzt aber überzeugt, wahrscheinlich ist es in den Häfen und Orten auch nicht mehr so überfüllt, wie dies im Sommer mit teilweise – wie wir es in Venedig zuletzt hatten – sechs Schiffen, fast alles große Schiffe mit mehreren tausend Passagieren an Bord. Wie oben in einem Kommentar verfasst – wieder ein Ziel mehr auf der Liste!
Viele Grüße
Helga E.-D.
LikeLike