Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff III

Zunächst möchte ich auf einige Fragen eingehen, die in den vorangangenen Blogbeiträgen aufgetaucht sind.

Wie z. B. Urlaub: Grundsätzlich kann jeder mitrede, wie kurz oder lange sein Urlaub sein soll. Bei uns war es so, dass man dann immer auf eine offene Position warten musste, wenn man ausßerhalb des schon vorgefertigten Rades Urlaub haben wollte. Auch jetzt ist das noch so. Ist logisch, es muss erst einer gehen, damit der nächste Platz hat. Bei den Asiaten ist es so, dass diese etwa 9 Monate auf See sind und dann 3 Monate Urlaub haben.
Wir hatten etwa 5 Monate Dienst und dann etwa 5-6 Wochen Urlaub.

Langeweile im Urlaub? Ganz und gar nicht. Gerade wenn man viel gearbeitet hat, freut man sich auf die Zeit des „Nichtstuns“ und selber Ferien machen. Jeder freut sich doch auf seinen Urlaub oder? Auch wenn man etwas mehr Zeit zu Hause verbringt, so hat man ja auch Dinge zu erledigen, die liegengeblieben sind. Man besucht Freunde und Familie, muss eventuell Dokumente erneuern und mal ehrlich, 6 Wochen sind schnell rum. Wir sind meistens schon eine oder zwei Wochen früher weggeflogen und haben noch Urlaub gemacht. Der Flug war eh bezahlt durch die Firma und denen war es egal ob wir früher oder am Tag genau fliegen – zumindest solange die Ausgaben gleich blieben.

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Einige Mitleser finden, dass der Job an Bord ziemlich anstrengend ist und die Besatzung daher bedauernswert ist. Ja, die Arbeit auf einem Schiff ist nicht einfach aber man wird auch für viele Dinge reichlich belohnt. z,. B. wenn man dann manchmal an den schönsten Stränden der Welt liegt, wenn auch nur kurz aber man ist da. Man muss auch mit offenen Augen durch die Welt gehen können und dankbar für das sein, was man gerade erleben darf. Wenn man ständig mit dem Jobschicksal hadert, dass man nicht raus kann und man ist ja nur einmal in diesem Hafen, dann hat man verloren. Es muss immer alles positiv gesehen werden und dann passt auch alles.
Das war schon zu meiner Schiffszeit so und ist auch jetzt nicht anders geworden. Ich habe ja schon einmal erwähnt, dass es ein knochenharter Job war aber ich diese Zeit keinesfalls missen möchte, ich erinnere mich immer wieder an diese unglaublichen Jahre und erzähle gerne davon.

Immer wieder fällt mir auch auf, dass wegen des Essen gemeckert wird und das auch noch kommentiert wird, dies finde ich das echt zum Lachen. Wen schmeckt schon das Essen in der Betriebskantine täglich? Denkt mal darüber nach. In der Offiziersmesse gibt es natürlich mehr Auswahl als für die gemeine Besatzung. Übrigens, mein Mann war Officer und ich gemeine Crew – wir hatten an Bord nie die Möglichkeit gemeinsam zu Essen und keiner von uns hat das je in Frage gestellt oder auch darüber gemeckert. War eben so und fertig, solche Dinge nimmt man hin und denkt gar nicht groß darüber nach.

Ich selber habe auch bezüglich Essen zu den großen Kritikern gehört und habe meiner Mama deswegen den Kopf vollgejammert. Ich wurde noch anders erzogen und meiner Kritik wurde zu Hause wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wir hatten alle genug zum Essen und sind auch satt geworden, geschmeckt hat es nicht immer aber das ich deswegen nicht mehr auf das Schiff gegangen wäre, hätte ich  mir nie überlegt. Noch etwas Wichtiges, wusstet ihr, dass für die Asiaten der tägliche Reis vertraglich gesichert ist?

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Natülich gibt es bezüglich Crew Essen immer mal Diskussionen aber so schlimm wie es oft dargestellt wird ist es nicht. Es steht auch ganzen Tag eine Schüssel mit Obst herum – meistens solches Obst, dass optisch nicht mehr so perfekt ist, aber dennoch voll genießbar.
Es kann aber natürlich vorkommen, dass das Obst weggessen ist, dann hat man halt Pech, passiert einem aber auch nicht täglich.
Wenn der Mittags- und Abendservice gelaufen ist, wurden der Rest des Buffets oder der Desserts in die Crewmesse gebracht, weggeschmissen wurde nichts. Wir haben dann oft einfach darauf gewartet.

Bezüglich der Frage, dass die Besatzung zum Essen rausgeht, weil es an Bord nicht schmeckt. Man will einfach einmal auch einen anderen Geschmack haben, als immer nur das gewohnte Essen. Dies kann man auch gut mit Zuhause vergleichen. Ein wenig Abwechslung ist immer gut. Auch wir haben uns oft einen richtig leckeren Burger oder eine Pizza geholt.

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Eine Frage gibt steht noch immer offen und zwar diese mit dem Freundeskreis. Freundschaften muss man pflegen sonst verwelken sie und in meiner Zeit war diese Pflege sehr schwierig, da wir ja „nur“ mit Briefen kommuniziert haben. Diese Briefe habe ich heute noch und manchmal lese ich auch noch gerne darin und frische schöne Erinnerungen auf. Ich hatte einen sehr großen Freundeskreis, geblieben davon sind nur Wenige und dadurch filtern sichdie wirklichen Freunde heraus. Also grundsätzlich nichts Negatives. Diejenigen, die sich entfernt haben, waren einfach nur Bekannte und keine Freunde.

Nach meiner Zeit in Norwegen und durch Kinder hat sich auch dies verändert. Unsere Kids sind an Land aufgewachsen und hatten eine völlig „normale“ Kindheit. Durch Kinder verändert sich auch der Freundeskreis ein klein wenig oder wird dadurch wieder erweitert. Für mich war immer wichtig, dass unsere Kinder in einem strukturierten Zuhause aufwachsen. Sie sollten Freunde haben, regelmäßig den Kindergarten besuchen und Feste wie Weihnachten und Ostern traditionell erleben. Wir haben den Papa zwar oft besucht, aber nur zu kurzen Reisen.

Gehalt: Jetzt wird es spannend… Die Entlohnung erfolgt je nach Vertrag aber grundsätzlich gilt einmal für alle, dass nur die Zeit an Bord bezahlt wird und es keine Lohnfortzahlung während des Urlaubes gibt. Wir waren während der Zeit an Bord über die Firma krankenversichert aber es wurden keine Pensionsbeiträge einbezahlt. Wobei mein Mann  damals über Norwegen angestellt war und er sämtliche soziale Leistungen bekam.

Wir mussten uns den Urlaub einfach ansparen, dies war aber nicht schwierig, da wir ja wenig Zeit hatten unser Gehalt auszugeben und wenn wir mal über die „Stränge“ schlugen, dann mit dem Trinkgeld. In dieser Zeit kann man gut Geld sparen.  Es gilt auch, je öfter man fährt, desto weniger Geld braucht man, da man sich den Großteil der Dinge wie z. B. Sonnenbrillen jeglichen Designers, Foto- und Videokameras uvm. ,schon angeschafft hat. Im ersten Vertrag benötigt man das meiste Geld.

Also ihr seht, Arbeiten auf dem Schiff hat schon sehr viele Vorteile auch. Für die asiatische Besatzung ist es ein wichtiger Faktor um die Ausbildung der Kinder zu bezahlen und um für die gesamte Familie zu sorgen. Viele Crewmitglieder sparen das Geld und investieren dann zu Hause in ein Geschäft, damit sie sich für die Zukunft etwas schaffen. In diesen Betrieben arbeitet dann oftmals die gesamte Familie mit.

Gerne schreibe ich weiter, wenn ihr noch Fragen habt oder etwas Wissen möchtet.

Liebe Grüße und schönen Abend!

 

 

 

 

7 Antworten auf “Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff III”

  1. Danke Waltraud, für die interessanten Beiträge. So bekommt man doch etwas mehr Einblick in das Seefahrerleben. Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Beitrag.
    Lg Sigrid

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  2. Hallo und Grüße aus Berlin. Mich würde interessieren, an wen man sich wenden sollte, wenn man als Gastkünstler an Bord arbeiten möchte.

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  3. Liebe Waltraud, vielen Dank, dass du uns an deinen Erfahrungen und Erlebnissen teilhaben lässt! Nun noch eine Frage zu deiner eigenen Frage im 1. Teil „..warum schaffen viele den Absprung nicht…..?“, würde mich auch interessieren 🙂
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Jacqueline

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    1. Hallo, das kommt noch, habe wenig Zeit zum Schreiben. Bin derzeit in Norwegen und werde erst über die „Tanzenden Lichter“ am Sternenhimmel berichten und dann schreibe ich wieder über die Arbeit auf dem Schiff.

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  4. Habe gerade deine Berichte gelesen und finde sie sehr spannend! Danke, werde sie weiter verfolgen.
    War leider noch nie auf diesem Schiff, aber wir verfolgen die tollen Sendungen.
    Wie ist das eigentlich wenn man mit der Artania reist…..gibt es Teile wo man wegen den TV-Drehs keinen Zugang hat?
    Und nimmt sich die Crew für die „normalen“ Gäste auch so viel Zeit?

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