Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff

Was passiert wirklich, wenn man sich für einen Job auf dem Schiff entscheidet.
Gibt es geregelte Arbeitszeiten? Hat man auch einen freien Tag?
Wieviel Freizeit hat man täglich? Sieht man auch etwas von den Häfen?
Karrieremöglichkeiten und Verdienst….

Gleich vorab möchte ich klarstellen, das es sich hier um meine eigene Meinung und meine persönlichen Erfahrungen handelt. Deswegen habe ich auch ein neutrales Schiff als Beitragsbild gewählt.

Fragen über Fragen ??????

Durch verschiedene Medien werden oft falsche Eindrücke über die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff vermittelt. Viele Menschen denken daher, dass man Arbeit mit Urlaubsvergnügen perfekt verbinden kann und dafür auch noch eine Menge Geld bezahlt bekommt. Wer dieser Meinung ist, soll sich gar nicht erst bewerben – weder die Leitung noch die Kollegen werden mit dieser Person Freude haben.

Grundsätzlich sollte man sich von vornherein im Klaren darüber sein, dass man zum Arbeiten an Bord gekommen ist und nicht um auf Entdeckungsreise zu gehen. Man ist Dienstleister, das Schiff fährt an 365 Tagen im Jahr, man arbeitet 7 Tage die Woche und ist eigentlich (ganz nach Bedarf der Gäste) 24 Stunden im Dienst. Natürlich werden auch die Gäste müde und man hat sich auch Freizeit verdient und selbst diese ist auch auf Schiffen gesetzlich geregelt. Wer legt aber schon seine Arbeit nieder, wenn Not am Mann/Frau ist? Ich denke sehr wenige und gensauso ist es auch auf dem Schiff. Eigentlich noch intensiver, da man ja zur Schiffsfamilie gehört.

Wenn ich mich an meine Schiffszeit zurück erinnere, dann war es so, dass wir am Ein- bzw Ausschiffungstag kaum Freizeit hatten. Manchmal schafften wir nicht mal das Mittagessen, dann mussten wir einfach auf das Abendessen warten oder uns mit Keksen und all möglichen „Unrat“ über Wasser halten und das bei körperlicher Arbeit. Dennoch war es eine so unglaublich lehrreiche und schöne Zeit, die ich in keinster Weise missen möchte.

Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen, Himmel, Ozean, im Freien und Wasser

Damals gab es noch keine Mobiltelefone, kein Internet, keine Emails, keine sozialen Netzwerke und kein Whats App oder Skype usw….. Nein, nein, wir liefen am Ein- bzw. Ausschiffungstag zur Calling Station, da telefonieren in unserem Heimathafen besonders günstig war. Wenigstens jede 2. Woche wollten wir die vertrauten Stimmen der Familie hören. Wöchtenlich freuten wir uns über Post, die an unsere Agentur in unserem „Heimathafen“ geschickt wurde. Die Briefe wurden auf einem Tisch in der Crew Mess gelegt und rund um den Tisch wurde von uns gewühlt um die eigenen Briefe zu finden. Fast wie an „Black Friday“ in der USA. Nach dem Abenddienst hat sich dann jeder an Deck in eine stille Ecke verkrochen um die Briefe aus der fernen Heimat zu lesen. Manchmal habe ich diese 2-3x gelesen um auch sicher zu sein, dass ich nichts übersehen habe. Ach was für ein Unglück wenn einmal ausnahmsweise keine Post da war…..

Mit zunehmenden Arbeitsaufkommen und Stress wurde auch der Ton etwas schärfer und strenger. In der Küche ging es wirklich „lustig“ zu. Alle die in wirklicher Gastronomie tätig sind, wissen das der Ton in der Küche sehr rau sein kann. So manche Kollegin hatte Angst die Küche nur zu betreten, geschweige denn einen Zimmerservice zu bestellen. Man gewöhnt sich aber irgendwann an diesen Ton und sieht das nicht als bösartig an. Selber war man ja auch nicht erfreut, das Zimmerservice – eventuell noch bei Seegang durchzuführen, vor allem wusste man auch, dass man sicher eine Stunde mehr Dienst zu versehen hat und Überstunden… mhm………!!!

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In der letzten Staffel „Verrückt nach Meer“ wurde besonders der Kochpraktikant kritisiert aber auch die Sous Chefin. Bitte vergesst nicht, dass es wenige bis keine Schiffe gibt, die Praktikanten in der Küche anstellen. Diese halten einfach den normalen Ablaufprozess auf und es sollte kein „Glied“ in der Kette fehlen, denn dann kann man schnell ein größeres arbeitstechnisches Problem haben („deswegen Brote schmieren)“. Es hat niemand Zeit für große Erklärungen und Vorführungen. Der gesamte Tagesablauf ist punktgenau auf eine gewisses Personalanzahl aufgerechnet und jeder geht seiner Arbeit nach – auch nach dem Motto „nach getaner Arbeit ist gut ruhen“. Ja, wenn man seinen Job verrichtet hat, darf man Pause machen und das alles ist die eigene Freizeit. Aus diesem Grund arbeitet man präzise und schnell, jeder Handgriff sitzt nach einer gewissen Einarbeitungsphase. Man ist zwar eine große Familie und steht den Kollegen mit Rat und Tat zur Seite, aber das nicht ständig.

Ich habe viele Meinungen dazu in den verschiedensten Foren und sozialen Netzwerken zu den Praktikanten und zur Sou Chefin von „Verrückt nach Meer“ gelesen, wollte mich aber an diesen Stellen nicht dazu äußern. Vielmehr dachte ich, dass ich auf unseren Blog meine Gedanken dazu niederschreibe.
Natürlich akzeptiere ich jede Meinung und jede Äußerung, da ja nicht alle Menschen das Schiffsarbeitsleben kennen oder es „nur“ als Gäste wahrnehmen. Selbstverständlich bekommt man  als Gast durch Beobachtung und vielleicht auch durch Unterhaltungen mit Besatzungsmitgliedern einiges mit, aber ehrlich, was hinter den Kulissen passiert ist ganz anders als ihr denkt. Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff hat wundervolle Seiten, es ist ein knallharter Job, man lernt viele Menschen kennen – bekommt dadurch eine komplett andere Lebenseinstellung und Perspektive, man bereist die Welt aber was sieht man wirklich davon……..? und warum schaffen viele den Absprung nicht…..?
Dies besprechen wir dann morgen.
Schaut wieder vorbei und bei eventuellen Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. AHOI

  1. Hallo Frau Hansen,

    Ihren Bericht kann ich gut nachvollziehen – ich arbeite seit 20 Jahren in einem Krankenhaus und da gibt es auch die Welt vor den Kulissen und eben auch die dahinter, durch die vielen Arztserien im TV entsteht hier oft eine völlig falsche Sichtweise!
    Ohne Teamarbeit geht auch bei uns nichts, da muss einfach jeder wissen, was zu tun ist und was davon abhängt, wenn er/sie es nicht tut. Genauso geht es uns mit den vielen Praktikanten in allen Bereichen – einerseits brauchen wir den Nachwuchs, andererseits kostet es uns im alltäglichen Ablauf unglaublich viel Zeit, und bei manchem Praktikanten stellen wir oft schnell fest, das wird wohl nicht der richtige Beruf für ihn/sie sein. Bzgl. der Überstunden – wer geht schon heim, wenn er gebraucht wird? Wir haben aber das große Glück, nach Dienstende in unser Zuhause zurückkehren zu können und den Akku wieder aufzuladen – und das ist an Bord eben völlig anders.
    Ich habe von meiner ersten Kreuzfahrt an „gesehen“, was da jeden Tag für uns Passagiere geleistet wird und das versuche ich auch, immer wieder anzuerkennen, sei es mit einem Trinkgeld, einem Lächeln und Danke, aber auch mal mit einem Gespräch, wie freut sich manches philip. Crew-Mitglied, wenn er/sie Fotos von ihren Familien zeigen können, wenn man mit ihnen zusammen die Tage herunterzählt, wenn sie in Urlaub gehen können und nach vielen Monaten ihre Kinder wiedersehen können. Wie gesagt, aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gut es einem tut und wie wichtig es auch ist, dass man in dem Anderen den Menschen sieht und nicht nur einen „Bediensteten“ – Vieles fällt einem leichter und tut einfach gut.

    Sie verstehen es ausgezeichnet, sich in die Arbeitswelt eines Traumschiffes hineinzufinden – herzlichen Dank.

    Liebe Grüße
    Helga E.-D.

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